Action und Adventure im Bikini? Protest gegen Bundeswehrwerbung im Jugendmedium Bravo
(Duisburg/ Osnabrück, 7. August 2014) Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten kritisiert die verharmlosende Form der Nachwuchswerbung der deutschen Bundeswehr: Mit Begriffen wie „Action“, „Adventure“, „Team-Challenge“ und „Sport am Strand“ wirbt die Bundeswehr – wie bereits 2012 – aktuell wieder im Jugendmedium Bravo für ihre sogenannten Adventure Camps. Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten ruft zum Protest auf.
Die in der Werbung verwendeten Bilder zeigen Sommer, Sonne, Strand und Meer und haben mit der Realität von Militäreinsätzen nichts zu tun. Die im Kriegsgebiet drohenden Gefahren wie Verwundung, Tod, Traumatisierung oder das Töten von Menschen werden in der Kampagne nicht angesprochen. „Militärwerbung bei Minderjährigen, vor allem wenn sie so einseitig und realitätsfern ist wie die der Bundeswehr in der Bravo, ist nicht nur ethisch fragwürdig – sie ist auch nicht mit den völkerrechtlichen Verpflichtungen der UN-Kinderrechtskonvention vereinbar“, sagt Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte bei terre des hommes und Sprecher des Deutschen Bündnis Kindersoldaten. Die Zielgruppe der aktuellen Werbemaßnahmen ist erschreckend jung: Die Kernleserschaft der Bravo ist zwischen 12 und 17 Jahre alt, auch 10-Jährige lesen das Blatt aus dem Bauer Verlag. Viel Geld fließt in derartige Werbemaßnahmen für Minderjährige. Im Jahr 2012 hatte der Bauer-Verlag nach Angaben der Bundeswehr 215.000 Euro für die Werbung erhalten. Die Camps, für die sich 16- bis 19-Jährige bewerben können, kosteten damals weitere 40.000 Euro. Die Kosten der aktuellen Kampagne sind nicht bekannt.
Der Ausschuss für Kinderrechte der Vereinten Nationen hat Deutschland im Februar offiziell aufgefordert, jegliche Bundeswehrwerbung bei Minderjährigen zu verbieten. Außerdem wurde Deutschland aufgerufen, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre zu erhöhen. „Noch immer treten jährlich rund 1.000 Minderjährige freiwillig ihren Dienst bei der Bundeswehr an“, sagt Antje Weber, Kinderrechtsexpertin bei der Kindernothilfe und Sprecherin des Deutschen Bündnis Kindersoldaten. „Minderjährige sind aber weder psychisch noch körperlich für den Militärdienst geeignet. Durch Auslandseinsätze kurz nach ihrem achtzehnten Geburtstag drohen ihnen lebenslange Schäden.“
Der Ausschuss für Kinderrechte der Vereinten Nationen, Kinderrechts- und Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften, Kirchen, viele Schüler, Eltern und Lehrer und Soldaten kritisieren seit langem die Bundeswehrwerbung bei Minderjährigen und deren Rekrutierung. terre des hommes, die Kindernothilfe und Aktion Weißes Friedensband rufen zu Protesten gegen die Bundeswehrwerbung auf den Facebook- und Webseiten von Bravo und Bundeswehr auf.
Kontaktdaten von Bravo und Bundeswehr:
https://www.facebook.com/BRAVO.de, https://de-de.facebook.com/Team.Treff (Bundeswehr-Jugendseite)
E-Mail der Bravo-Chefredaktion:
post@bravo.de, http://www.bravo.de/kontakt
E-Mail des Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr
Bundeswehrwerbung auf bravo.de
Kontakt:
Ralf Willinger, terre des hommes, 0541 7101 108, r.willinger@tdh.de
Antje Weber, Kindernothilfe, 0203 7789 180, antje.weber@knh.de
Günter Haverkamp, Aktion Weißes Friedensband, 0211 9945137, haverkamp@friedensband.de
Nur für Erwachsene – Militärdienst schädigt Minderjährige
Zahlen aus der britischen Armee belegen, dass junge Rekrutinnen und Rekruten deutlich häufiger als ihre Altersgenossen Selbstmord begehen, alkoholsüchtig sind oder an psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Traumatisierungen leiden. Zudem werden sie in der Armee häufiger Opfer von sexuellem Missbrauch und Gewalt. Auch die Dienstabbruchquoten sind bei jungen Soldaten deutlich höher als bei Erwachsenen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Rekruten durch den Militärdienst ernsthaft geschädigt werden, ist offensichtlich umso höher, je jünger sie sind. Das weist darauf hin, dass Minderjährige weder psychisch noch körperlich für Militärdienst geeignet sind und in vielen Fällen weder die Minderjährigen selber noch die Armee davon profitieren können. Im Unterschied zur britischen Armee erhebt die Bundeswehr solche altersbezogenen Daten nicht.
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