„Panzer sind kein Spielzeug“ Bundeswehr lässt Kinder Panzer fahren

Osnabrück / Duisburg, den 20.6.2016: Nachdem Bundeswehrsoldaten vor einer Woche beim „Tag der Bundeswehr“ in Stetten Kinder an Maschinenpistolen hantieren ließen, ist es am Sonntag zu einem ähnlichen Vorfall gekommen: Beim „Tag der offenen Tür“ in der Ostmark-Kaserne in Weiden in der Oberpfalz durften Kinder auf Panzer klettern und Panzerfahrten mitmachen.

„Kleine Kinder und Jugendliche kletterten auf Kampfpanzer und guckten durch das Zielfernrohr“, sagt Michael Schulze von Glaßer von der „Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“ (DFG-VK), der vor Ort war. „Soldaten halfen ihnen beim Einstieg und erklärten das Kriegsgerät. Auf Fuchs-Transportpanzern und Marder-Schützenpanzern konnten Kinder und Jugendliche sogar mit durchs Gelände fahren.“ Ob die Bundeswehr dabei wirklich nur Personen ab 14 Jahren mitgenommen hat, wie es eine Richtlinie des Verteidigungsministeriums vorschreibt, ist fraglich, einige Kinder auf den Fotos sehen jünger aus. „Die Bundeswehr nutzt die Technikbegeisterung und Abenteuerlust von Kindern und Jugendlichen aus, um Nachwuchs zu werben. Das ist inakzeptabel“, so Michael Schulze von Glaßer.

„Kasernen sind kein Spielplatz, Panzer kein Spielzeug“, sagt Ralf Willinger vom Kinderhilfswerk terre des hommes, Sprecher des Deutschen Bündnis Kindersoldaten. „Statt immer mehr Geld für Militärwerbung bei Kindern auszugeben und immer mehr minderjährige Soldaten einzustellen, sollte die Bundeswehr die Kinderrechte achten und endlich die Empfehlungen des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes umsetzen. Dieser hat Deutschland mehrfach aufgefordert, das Rekrutierungsalter auf 18 Jahre anzuheben und Militärwerbung bei Kindern und Jugendlichen zu verbieten.“

„Kinder und Jugendliche sind beeinflussbarer und verletzlicher als Erwachsene, sie brauchen besonderen Schutz“, sagt Frank Mischo von der Kindernothilfe, Sprecher des Bündnis Kindersoldaten. „Die Bundeswehr sollte deshalb per Erlass dafür sorgen, dass Kinder weder mit Handfeuerwaffen noch mit größeren Waffensystemen wie Panzern direkt in Kontakt kommen. Computerspiele, in denen man Panzer fahren kann, sind vom Alter her indiziert – dasselbe sollte erst recht für reale Panzer gelten.“

Der Personalwerbetat der Bundeswehr hat sich innerhalb von sieben Jahren fast verzehnfacht, von 3,8 Millionen Euro (2008) auf 35,3 Millionen Euro (2015). Zudem werden immer mehr 17-Jährige als Soldaten eingestellt: Der Rekordwert von 2015 waren 1515 Mädchen und Jungen. Sie erhalten dieselbe militärische Ausbildung an der Waffe wie Erwachsene, haben dieselben Arbeitszeiten wie diese und werden zusammen mit Erwachsenen untergebracht. Der gesetzliche Jugendschutz gilt für sie nicht, spezielle Maßnahmen zum Schutz vor sexuellem Missbrauch gibt es nicht.

Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten und seine zehn Mitgliedsorganisationen setzen sich in Deutschland und anderen Ländern dafür ein, dass keine Kinder unter 18 Jahren zum Militär oder bewaffneten Gruppen rekrutiert werden. Deutschland ist eines von wenigen Ländern weltweit, in denen die staatliche Armee weiter unter 18-jährige als Soldaten rekrutiert. Viele Mitgliedsorganisationen des Deutschen Bündnis Kindersoldaten unterstützen Hilfsprojekte für Kindersoldaten in Asien, Afrika und Lateinamerika.

Die zehn Mitglieder des Deutschen Bündnis Kindersoldaten sind: Kindernothilfe, World Vision, terre des hommes, Unicef Deutschland, Aktion Weißes Friedensband, missio, Deutsche Friedensgesellschaft, Quäker-Hilfe Deutschland, Netzwerk Afrika-Deutschland, Lutherischer Weltbund.

Weitere Infos zum Deutschen Bündnis Kindersoldaten: www.kindersoldaten.info

Fotos zur freien Verwendung (Quellenangabe: DFG-VK) finden Sie hier.

Die Gesichter der Kinder wurden aus Gründen des Kindesschutzes verpixelt.

Kontakt:

Ralf Willinger, terre des hommes, 0541-7101-108, r.willinger@tdh.de

Frank Mischo, Kindernothilfe, 0163-2344357, Frank.Mischo@knh.de

Michael Schulze von Glasser (ab 14 Uhr), DFG-VK, 0176-23575236, svg@dfg-vk.de

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